Gaius Julius Caesar

Die Alleinherrschaft des Gaius Julius Caesar und die Königsfrage

von Björn Böhling

2.2. Der Bürgerkrieg

Caesar versuchte, sich zunächst auf der Grundlage der Verfassung – oder wenigstens entsprechend der politischen Gebräuche – zu wehren. Er ließ seine Tribunen gegen die Gesetze ihr Veto einreichen (intercessio), wiegelte den zweiten Konsul Servius Sulpicius Rufus auf und kaufte sich den Konsul des Jahres 50, Lucius Aemilius Lepidus Paullus, mit „enormen Geldsummen“,[32] wodurch er dessen Zerwürfnis mit dem anderen Konsul, Gaius Claudius Marcellus, auslöste. Der Konflikt zwischen Caesar und Pompeius eskalierte am 7. Januar 49 durch einen Senatsbeschluss. Die Senatoren beschlossen, „daß er [Caesar] sein Amt den Nachfolgern übergeben und seine Legionen binnen einer bestimmten Frist entlassen solle. Andernfalls sei er als Feind zu betrachten, da er gegen das Wohl des Vaterlandes handle.“[33] Nachdem Caesar davon erfuhr, versuchte er noch, den Senat durch eine Reihe von Vorschlägen umzustimmen,[34] mobilisierte aber schließlich, vor die Wahl der politischen Bedeutungslosigkeit oder des Bürgerkriegs gestellt, seine Legionen,[35] überschritt den Rubicon, der seine Provinz von Italien trennte, und begann den Krieg.

Während Caesar zügig und ohne nennenswerten Widerstand auf Rom zumarschierte,[36] „verließ Pompeius die Stadt und nahm viele Senatoren mit sich; denn einige blieben zurück, teils als Parteigänger Caesars, teils infolge ihrer neutralen Einstellung gegen die beiden.“[37] Allerdings versuchte Pompeius auch nicht die ihm treu ergebenen Legionen aus Spanien, Afrika und Griechenland anzufordern und vor den Toren Roms Caesar zu erwarten. Stattdessen wollte er in Griechenland ein unbesiegbares Heer aufstellen und einen Gegensenat gründen.[38]

Caesar besetzte Rom kampflos und verfuhr mit den dagebliebenen politischen Gegnern ungewöhnlich milde (clementia caesaris). Er verfügte nun zwar über das ganze römische Rekrutierungsgebiet, doch Pompeius blieb eine Bedrohung. Dieser besaß nicht nur die große Armee, die er mit sich geführt hatte, sondern auch noch mehrere Legionen in Spanien. Gegen diese Legionen in seinem Rücken wandte sich Caesar zuerst. Noch im Jahr 49 und nach nur 40 Schlachttagen besiegte er die pompeianischen Generäle in der Schlacht bei Ilerda, worauf ihm ganz Spanien zufiel. Anfang 48 richtete Caesar seine Kampfkraft in Epirus gegen Pompeius und suchte somit die Entscheidung. Die Belagerung von Dyrrhachium endete zunächst mit einem Misserfolg und musste aufgehoben werden. Aus der Entscheidungsschlacht in Thessalien bei Pharsalos konnte er dann allerdings als Sieger hervorgehen, da er trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit die Truppen des Pompeius vernichtend schlug. Der unglückliche Pompeius flüchtete zu seinen Bundesgenossen nach Ägypten, die allerdings inzwischen von ihm abgefallen waren, und wurde bei seiner Ankunft ermordet.

Caesar, der Pompeius nach Afrika gefolgt war, verstrickte sich erst in Streitigkeiten des ptolemäischen Königshauses, verbrachte dort den Winter 48/47, eilte dann nach Kleinasien, wo Pharnakes, der Sohn von König Mithradates VI., den Bürgerkrieg genutzt hatte, um weite Gebiete an sich zu reißen, und besiegte diesen bei Zela in Pontos. Erst im Oktober 47 kehrte Caesar für zwei Monate nach Rom zurück, bevor er im Dezember des gleichen Jahres schon wieder aufbrechen musste. Denn durch die Niederlage der Pompeianer und ihres Führers waren seine Gegner nicht vollständig ausgeschaltet worden. Der neue Oberbefehlshaber machte sich zusammen mit Cato nach Ägypten auf, um dort den Widerstand zu reorganisieren. Caesar schlug die Pompeianer im Februar 46 bei Thapsus, nahm den König von Numidien, Iuba, der sie unterstützt hatte, gefangen und verwandelte dessen Reich in die römische Provinz Africa Nova. Nachdem er am 25. Juli 46 aus Afrika nach Rom zurückgekehrt war, blieben ihm wieder nur wenige Monate, bevor er Anfang November nach Spanien aufbrechen musste, um den dahin geflüchteten Söhnen des Pompeius, Gnaeus und Sextus, entgegenzutreten. Diese Brüder hatten dort eine neue Armee errichtet, die Caesar dann 45 bei Munda vollends besiegte, was ihn nun endlich nach vielen Jahren des Kampfes zum unumstrittenen Herrscher des römischen Reiches machte.

[32] Sueton, Caesar 29,1. Inwieweit diese aus heutiger Sicht kriminellen Machenschaften damals gesetzeskonform und mit den moralischen Werten vereinbar war, soll hier nicht diskutiert werden. Tatsache ist aber, dass dieses Verhalten zumindest zu der hier behandelten Zeit an der Tagesordnung war. Neben Aemilius Lepidus erkaufte sich Caesar auch die Treue von Gaius Scribonius Curio. Insgesamt beschreibt Plutarch Caesars Handeln mit folgenden Worten: „Caesar [ließ] seine in Gallien erworbenen Reichtümer allen reichlich zufließen, die eine Rolle in der Politik spielten.“ (Plutarch, Caesar, 29)

[33] Cassius Dio, XXXXI, 3,4.

[34] Siehe dazu Canfora 2001, S. 140.

[35] „Caesar hatte nun nicht mehr als 300 Reiter und 5000 Mann Fußvolk bei sich. Die übrigen Truppen standen jenseits der Alpen und sollten erst von seinen Legaten ... herübergeholt werden.“ (Plutarch, Caesar, 32) Schon deshalb hatte niemand mit einem so schnellen Handeln Caesars gerechnet. Dieser aber setzte auf den Überraschungseffekt.

[36] Zu Caesars Marschroute und denen in den folgenden Jahren siehe die Karte in Abbildung II im Anhang.

[37] Cassius Dio, XXXXI, 9,7.

[38] Caesar standen neun Legionen und 22 Kohorten in direkter Entfernung zu Italien zur Verfügung, während Pompeius über neun Legionen in Spanien und zwei in Italien verfügte. Weitere Legionen sollten in Rom und in Italien im Bedarfsfall ausgehoben werden (vgl. Meier 1980, S. 55). Pompeius meinte, er bräuchte nur mit dem Fuß auf die Erde stampfen und ganz Italien würde sich mit Heeren anfüllen (vgl. Plutarch, Caesar, 33). Nachdem Pompeius aber nach Griechenland geflohen war, und „als klar war, daß zumindest aus dem Boden Italiens rein gar nichts emporsteigen würde“, weil Caesar dies nämlich in Windeseile erobert hatte, wurde ihm gerade diese Fehleinschätzung von Favonius, einem Freund Catos, vorgehalten (Canfora 2001, S. 170). Favonius forderte Pompeius nämlich auf, als in Rom Panik ausbrach, die Menschen flüchteten und die Beamten die Stadt nicht mehr unter Kontrolle bekamen, „er solle doch nun mit dem Fuß auf die Erde stampfen.“ (Plutarch, Caesar, 33).
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