Gaius Julius Caesar

Die Alleinherrschaft des Gaius Julius Caesar und die Königsfrage

von Björn Böhling

3.2. Caesars Eigendarstellung und Machtausweitung durch weitere (politische und sakrale) Ehrungen

Bei dem Stichwort politische Ehrungen sind hier jene gemeint, die Sueton Caesar zuschreibt. Dies waren das „fortwährende. Konsulat, die Diktatur und das Amt des höchsten Sittenrichters auf Lebenszeit“.[62] Diese Ämter ermöglichten es ihm politisch zu handeln. Allerdings bewegte man sich mit der Vergabe nicht mehr auf dem Boden der Verfassung, denn die Diktatur war ebenfalls ein Amt auf Zeit, auch wenn Canfora angibt, dass die Jahresdiktatur auf zehn Jahre sogar noch um weitere zehn verlängert werden konnte, und er somit ihre Legalität bescheinigt.[63] Außerdem bekam Caesar das Recht übertragen, alle Ämter ohne eine Befragung des Volkes zu besetzen. Daraus ergab sich auch die Abwertung bestimmter Ämter, insbesondere des Konsulats. Dieses Amt hatte er formal inne und besetzte es an seiner Stelle mit anderen Politikern, die dann manchmal auch nur für wenige Monate amtierten. Der Senat wurde durch einen Eid gezwungen, Caesars Leben zu schützen und seine Militärhoheit wurde in vollem Umfang festgestellt, d.h. alle Legionen des Staates standen unter seinem Oberbefehl. Zusätzlich gewährte man ihm das Bildnisrecht auf Münzen, schrieb alle Amtshandlungen in goldenen Buchstaben auf silberne Tafeln und erklärte sie für dauerhaft.

Bevor wir uns über die Gründe Caesars Gedanken machen, geht es nun um die Betrachtung Caesars so genannter sakraler Ehrungen, die handfeste Indizien für Caesars Verbindung zur Monarchie sein könnten.[64]

Der Diktator bekam einen goldenen Stuhl, der auch in seiner Abwesenheit ins Theater getragen wurde, einen mit Edelsteinen besetzten Kranz und durfte zusätzlich zu der Ehrenrüstung das Purpurgewandt der alten römischen Könige tragen. Als erster Sterblicher sollte er ein Grab innerhalb des Pomeriums bekommen, und für ihn und seine clementia wurde ein eigener Tempel errichtet. Er sollte kultisch verehrt werden.[65] Sein Haus zierte ein Giebel, wie er an Tempeln üblich war, und es ergingen Beschlüsse, dass jährlich für den Herrscher gebetet werden musste. Die Priesterschaft der Luperci wurde durch das julianische Kollegium erweitert.

Eine direkte Anspielung zum Königtum scheinen die Aufstellungsorte der Caesarstatuen zu sein. Eine befand sich auf dem Kapitol im Kreise der ehemaligen römischen Könige. Eine weitere Statue aus Elfenbein nahm bei Festspielen neben den übrigen Göttern an Prozessionen teil und eine andere bekam bei Zirkusspielen ein pulvinar, wie es die klassischen Gottheiten besaßen. Sein Triumphwagen sollte im Jupiterheiligtum aufgestellt werden, auf ihm seine Statue mit der Weltkugel zu Fußen und mit einer Inschrift, die ihn als Halbgott bezeichnete.[66]

„Das Gerede vom Tyrannen mochte ob solcher Selbstdarstellung nicht verstummen,“ meint Will,[67] und auch Dahlheim beschreibt die Sorge der Zeitgenossen, „der Diktator würde sich nur mit dem Königsdiadem zufrieden geben.“[68] Wohl gemerkt: Caesar trat die Königsherrschaft offiziell nicht an. Aber es gibt einige Szenen, in denen er mit dem Königsdiadem und der Königswürde direkt konfrontiert wurde. Im folgenden Kapitel geht es um diese Szenen, bevor dann in Kapitel 4 die vorliegenden Informationen vorläufig ausgewertet werden.

[62] Sueton, Caesar, 76,1.

[63] Vgl. Canfora 2001, S. 273.

[64] Unter sakralen Ehrungen werden hier Huldigungen verstanden, die Caesar sowohl in göttliche als auch in königliche Nähe brachten. Der Charakter dieser Kategorie wird durch die beispielhafte Schilderung deutlich.

[65] Der Staatskult für den neuen Gott setzte aber wohl erst nach seinem Tod ein (vgl. Meier 1980, S. 82).

[66] Vgl. Meier 1980, S. 78f.

[67] Will 1992, S. 211.

[68] Dahlheim 1992, S. 150.
Webkataloge Florida